Eshetu Masresh, 21 Jahre

Frage-Antwort Portrait von einem KulturLeben Hochtaunus Kind, das zum jungen Mann und viel versprechenden Künstler wurde

Eshetu Masresh ist ein junger äthiopischer Künstler, lokal bekannt für seine Gemälde, die oft Themen des ländlichen äthiopischen Lebens, der Natur und der traditionellen Kultur aufgreifen. Seine Werke zeichnen sich durch lebendige Farben, starke Kontraste und eine einzigartige Darstellung äthiopischer Landschaften und Menschen aus. Mit 12 Jahren fing er an zu malen, um den Verlust seiner Heimat zu bewältigen. Seine künstlerische Begabung wurde in der Schule entdeckt und wird seit einigen Jahren von Jutta Kaiser, 1. Vorsitzende des Vereins KulturLeben Hochtaunus, und Projektleiterin Kulturkinder!, Dagmar Heidel von der Landgräflichen Stiftung, und auch von anderen unterstützt. Eshetu ist jetzt 21 und fängt gerade an, sich in der Kunstszene zu etablieren und seine Werke werden in Bad Homburg und Umgebung öfters ausgestellt. Er konzentriert sich momentan hauptsächlich auf seine Ausbildung zum Anlagenmechaniker bei der Firma Hett Haustechnik GmbH & Co. KG.

Das Interview wurde am 10. November, 2024 im Büro vom KulturLeben Hochtaunus e.V in Bad Homburg durchgeführt.

Autorin: Marilyn Kronenberg, Vorstandsmitglied KulturLeben Hochtaunus, e.V.
Interview Partner: Eshetu Masresh, Auszubildender bei Hett Haustechnik GmbH & Co. KG und heranwachsender Künstler

Frage:
Danke Eshetu, dass Du heute vorbeigekommen bist, damit wir mehr über Dich, Deinen Lebensweg und Deine Kunst erfahren können. Du warst sehr jung, als Du mit Deinem Bruder nach Deutschland geflüchtet bist. Welche Herausforderungen hast du in Deutschland erlebt, und wie hast du gelernt, damit umzugehen?

Antwort:
Meine Ankunft und die Umstände waren schwierig.  Plötzlich als Kind ohne Eltern in so eine fremde Kultur anzukommen war nicht leicht. Alles war anders, die Sprache, das Essen, die Sitten.  Ich habe Zeit gebraucht, bis ich zu Recht kommen konnte.  Da ich kein Deutsch sprach, war die einzige Art und Weise wie ich mich ausdrücken konnte, war durch Zeichnen und Malen. Obwohl es für mich und meinen Bruder hart war, haben wir uns an ein Leben in Deutschland langsam gewöhnt und sind jetzt gut und glücklich integriert. Dies war vor allem möglich durch die Hilfe von vielen netten Menschen bei den Behörden, in der Schule, und durch die Unterstützung von KulturLeben Hochtaunus e.V.   Ich musste selbst viel leisten und Deutsch ist immer noch schwierig. Ich habe viele Fortschritte gemacht, und in der Zwischenzeit, ich fühle mich hier in Bad Homburg sehr wohl.

Frage: Gibt es Momente, in denen du dich hin- und hergerissen fühlst zwischen der alten Heimat Äthiopien und der neuen Heimat Deutschland?

Antwort:  Ja, ich fühle mich manchmal doch immer mal noch ein wenig fremd. Ich vermisse das Essen, die Gewürze, die Natur, und vor allem die Sonne und Wärme meiner Heimat. Alle diese Dinge versuche ich auch (aber nicht nur) in meiner Kunst hervorzurufen und manchmal durch meine Kunst wieder zu erleben.

Frage: Kannst du uns durch deinen kreativen Prozess führen? Woher holst du dir Inspiration, und wie bringst du diese Ideen schließlich auf die Leinwand?

Antwort:  Mein Prozess besteht daraus, dass ich einfach mit meinen Gefühlen in Kontakt komme.  Ich plane selten.  Ich stehe bloß vor meiner leeren Leinwand und ich spüre einfach, was in mir hochkommt. Dann beginne ich mit dem ersten Strich mit der Farbe an der Bürste.  Ich denke nicht viel dabei, ich fühle einfach. Kunst schaffen bedeutet für mich Freiheit.

Frage: Gibt es künstlerische Stile oder Künstler, die dich hier besonders angesprochen haben?

Antwort: Nein, bis jetzt habe ich nur auf mich, meine Bedürfnisse, meine Gefühle konzentriert und habe einfach so versucht, meinen Stil zu finden und entwickeln. Aber ich möchte auch eines Tages die Gelegenheit haben, meine Kunst formell weiter entwickeln zu können. Das bedeutet jedoch, dass ich unterschiedliche technische Methoden und Ansätze studieren und auch noch von großen Meistern inspiriert werden muss. Ich möchte aber erst mal auf dem Boden bleiben, und meine Ausbildung zum Anlagenmechaniker bei der Firma Hett Haustechnik GmbH & Co. KG erfolgreich absolvieren. Ich möchte beide Dinge, meine Arbeit und mein Hobby, parallel machen. Ich weiß nicht, ob ich irgendwann nur von der Kunst leben kann. Ich will erstmal in der normalen Arbeitswelt viel lernen und erleben. Kunst bleibt meine Leidenschaft, meine Hoffnung und mein Halt.

 

Frage: Eshetu, welchen Rat würdest Du jungen Künstlern geben?

Antwort: Egal ob jung oder alt, wenn man fühlen kann, kann JEDER Kunst machen. So wie der Löwe muss man nur ein Herz fassen und Mut dazu haben.

Schlusswort:  Eshetu, herzlichen Dank für Deine Zeit und das Gespräch.  Weiterhin viel Erfolg und wir drücken Dir die Daumen für Deine Abschluss-prüfungen in Frühling 2025!

 Sind Sie von der Geschichte und der Kunst von Eshetu inspiriert und möchten Sie seine Malerei anschauen oder sogar kaufen?  Dann könnten Sie direkt mit ihm Kontakt aufnehmen unter eshetu.masresha@icloud.com.

Möchten Sie andere Kinder und Jugendliche wie Eshetu unterstützen, die auch hier in Bad Homburg einen schweren Start ins Leben haben?  Dann werden Sie doch Mitglied bei KulturLeben Hochtaunus e.V.  Unser Verein sorgt dafür, dass berechtigte Familien, Kinder und Jugendliche Zugang zu unserem kulturellen Leben haben. Erfahren Sie mehr unter https://www.kulturleben-hochtaunus.de/.